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Interview mit Frau Schumann

Mariam: Was unterrichten Sie?     
Frau Schumann: Deutsch, Englisch und LQ (Erwachsen werden)

Mariam: Was war Ihr schönstes Erlebnis mit einem Schüler?
Frau Schumann: Da gibt es viele kleine Erlebnisse. Wenn ich merke, dass die Schüler etwas Neues gelernt haben, dann ist das auch für mich schön. Manchmal treffe ich frühere Schüler, die erzählen, wie es ihnen jetzt geht. Manche kommen auch in die Schule, um uns Lehrkräfte zu besuchen. Das finde ich toll.

Mariam: Was war ihr Lieblingsfach?
Frau Schumann: Als Lehrerin gefällt mir Englisch in der 5. und 6. Klasse besonders gut. Als Schülerin haben mir fast alle Fächer Spaß gemacht, am meisten Mathe.

Mariam: In welchem Fach waren Sie damals am besten?
Frau Schumann: Auch Mathe. Ich hätte auch gerne Mathe und Englisch studiert, aber diese Kombination war zu der Zeit in Bayern nicht möglich.

Mariam: Warum wollten Sie Lehrerin werden?
Frau Schumann: Es macht mir Spaß, mit Kindern und Jugendlichen zu arbeiten.

Mariam: Wenn Sie nicht Lehrerin wären, welchen Beruf hätten Sie gewählt?
Frau Schumann: Puh, das ist eine schwierige Frage, weil mir die Arbeit wirklich Freude macht. Als Schülerin und Studentin habe ich als freie Mitarbeiterin für Zeitungen gearbeitet. Journalistin wäre auch eine Möglichkeit gewesen, aber ich bin froh, dass ich in der Schule gelandet bin.

Mariam: Haben Lehrer Lieblingsschüler?
Frau Schumann: Ich bemühe mich, alle Schüler/innen gerecht und fair zu beurteilen. Manche machen es einem etwas schwer, gut gelaunt und geduldig zu bleiben, andere sind immer freundlich und aktiv.

Mariam: Ist es schwer, Lehrer zu werden?
Frau Schumann: Das Studium habe ich sehr genossen, auch wenn ich da viel lernen musste. Im Anschluss daran kam das Referendariat, diese zwei Jahre „Training für Lehrer“ fand ich sehr anstrengend.

Mariam: Welche Fächer sollten mehr in den Schulalltag kommen und welche gekürzt werden?
Frau Schumann: Man muss keine neuen Fächer erfinden. Ich fände es wichtig, dass mehr Zeit für Fächer wie LQ (Erwachsen werden) bleibt, dass beispielsweise in Biologie und Sport mehr Zeit dazu bleibt, zu lernen, wie man gesund lebt, dass Hauswirtschaft und Ernährung, Werken und Textiles Gestalten einen höheren Stellenwert bekommen. Dazu müsste man die Stundenverteilung ändern und es müsste auch Unterrichtsstoff gestrichen werden. Auch in meinen Fächern Deutsch und Englisch müsste man kürzen. Ich könnte gut damit leben, in der Realschule auf die indirekte Rede in beiden Fächern zu verzichten. In Englisch könnte man das Passiv nur „rezeptiv“ unterrichten, also so, dass ihr es verstehen könnt, aber nicht selbst Passivsätze bilden müsst. Es ist sicher nicht schlecht, wenn ihr das auch lernt. Aber ich bin der Meinung, dass es Wichtigeres gibt. (Das heißt jetzt nicht, dass ihr in diesen Stunden bei mir schlafen dürft. Solange die Themen im Lehrplan stehen und für die Abschlussprüfungen gebraucht werden, werde ich das auch behandeln und benoten.)

Mariam: Haben Sie als Schüler Ausreden benutzt, wenn Sie mal zu spät gekommen sind?
Frau Schumann: An Ausreden kann ich mich nicht erinnern. Ich glaube, ich war nur bei den Lehrern unpünktlich, die nicht geschimpft haben – in der zwölften und dreizehnten Klasse war das vor allem in Englisch recht oft der Fall.

Mariam: Was ist das Schlimmste, was ein Schüler je gemacht hat?
Frau Schumann: Ich finde es am schlimmsten, wenn Schüler einen Mitschüler drangsalieren oder mobben.

Mariam: Was war der schlimmste Abschlussstreich?
Frau Schumann: So richtig schlimm habe ich es an unserer Schule zum Glück noch nicht erlebt. Ärgerlich ist es immer dann, wenn die Abschlussschüler mit Absicht etwas kaputt machen.

Mariam: Was war das Schlimmste, was Sie als Schülerin gemacht haben?
Frau Schumann: … da müsstet ihr meine früheren Lehrer fragen. An zwei Dinge aus der Uni kann ich mich erinnern. In einer schriftlichen Prüfung hieß es, dass bei dem zweiten „Erwischtwerden“ beim Spicken eine Note abgezogen wird. Das war für mich die Einladung, so lange beim Nachbarn zu lunzen, bis ich das erste Mal erwischt wurde. Das war ja quasi „gratis“. Später habe ich mich nach einer Prüfung mit einer Freundin darüber unterhalten, dass wir unsere Spickzettel gar nicht gebraucht haben … und von hinten kam der Professor.

Mariam: Gibt es Situationen, wo Sie es bereuen, Lehrerin zu sein?
Frau Schumann: Bereut habe ich die Berufswahl noch nie. Wenn ich aber merke, dass ein Kind lernen will, sich bemüht, fleißig ist und in der Schule gar keinen Erfolg hat – das sind Momente, in denen mir mein Beruf keinen Spaß macht.

Mariam: Kann man Prüfungen überhaupt neutral bewerten, obwohl einem manche Schüler lieber sind als andere?
Frau Schumann: Das mit den Lieblingsschülern – siehe oben. Wenn ich unsicher bin, gebe ich die Arbeit einer Kollegin und frage nach ihrer Meinung, das ist dann eine Hilfe.

Mariam: Finden Sie, dass die iPads den Schulalltag vereinfachen?
Frau Schumann: In manchen Bereichen sind die iPads wirklich toll. Ich finde die Vokabeltests und Online-Schulaufgaben eine gute Sache, weil ihr sofort Rückmedung bekommt, was gut und was schlecht war. Im Prinzip ist es auch gut, mit Mitmach-Videos zu arbeiten, bei denen jeder im eigenen Tempo arbeiten kann. Die Probleme dabei habt ihr im Deutschunterricht mitbekommen. Wir mussten euch Schüler auf drei Räume verteilen, damit das W-Lan nicht überlastet war. Eine gute Sache fand ich es auch, als ihr Stop-Motion-Videos zur englischen Grammatik gedreht habt. Es ist aber schwierig, sich auf den Unterricht zu konzentrieren, wenn man das iPad in der Hand hat. Da gibt es einfach zu viel Ablenkung – mal eben im Schulmanager nachschauen, ein wenig malen, auf Youtube gehen oder heimlich zocken. Ich finde, dass ihr besser arbeitet, wenn ihr die gedruckten Bücher verwendet, mit den E-Books geht alles langsamer. Wenn ihr dann noch den Bildschirm „splitten“ müsst, ist das Buch nur noch winzig. Mit den „digitalen Heften“ kommen viele nicht gut zurecht. Insgesamt vereinfachen die iPads den Unterricht meiner Meinung nach nicht unbedingt. Man muss sehr genau überlegen, für welche Aufgaben man die iPads verwendet. Dann können die Geräte den Unterricht bereichern und euch das Lernen erleichtern.

Mariam: Gibt es etwas, was Sie am deutschen Schulsystem ändern würden?
Frau Schumann: Zu den Fächern habe ich schon etwas gesagt. Wir sollten mehr Zeit haben und in Ruhe mit euch üben können. Ganz wichtig finde ich auch das soziale Lernen, dass ihr also einübt, wie ihr mit anderen Menschen umgeht und zum Beispiel Konflikte löst. Das braucht Zeit, dafür müsste Stoff gekürzt werden. Eine gute Sache wäre ein kostenloses Frühstück oder Pausenbrot für alle Schülerinnen und Schüler. Es gibt so viele, die zu Hause nicht frühstücken und kein Pausenbrot dabeihaben. Manche kaufen sich auf dem Schulweg eine Tüte Chips als Brotzeit. Wie sollen die Schüler lernen, die den ganzen Vormittag über Hunger haben? Ich fände ein Frühstück für alle einen guten Start in den Schultag.

Mariam