Die Igel-Auffangstation, ein Interview mit zwei Lehrerinnen der ESS


Das ist IGA

Das ist Thea


Die Igel-Auffangstation

Für das folgende Interview wurden Frau Thoma und Frau Deuser befragt. Die beiden Lehrerinnen nahmen zwei hilfsbedürftige Igel bei sich auf, um ihnen Schutz und Hilfe anzubieten. 

  1. Wie sind Sie auf die Idee gekommen, Igel bei Ihnen aufzunehmen?

Eine Freundin/Nachbarin lief bei mir am Haus vorbei mit einer Transportbox und jeder Menge Nistmaterial und natürlich war ich neugierig. Sie erzählte mir, dass sie schon seit Jahren hilfsbedürftige Igel bei sich überwintert und dass die Stachelnasen in Obernburger dringend noch Winterquartiere suchen.

  1. Was essen die Igel und wann werden sie gefüttert?

Normalerweise essen sie Insekten. Natürlich finden weder wir noch die Igel im Winter frische Insekten. Deshalb sollten die Igel jetzt auch schlafen. Wenn sie aber wie Thea und IGA zu klein sind, müssen sie zunächst mit Ei und gebratenem Rinderhackfleisch, später dann mit Trockenfutter für Kitten und getrockneten Mehlwürmern (40g pro Tag) gefüttert werden. Und frisches Wasser muss ihnen immer zur Verfügung stehen. Keinesfalls Milch! Aber das wissen doch jetzt alle, oder?! Igel sind nachtaktiv, sie fressen also erst, wenn es dunkel ist.

  1. Wie alt sind diese Tiere?

Thea und IGA verbringen jetzt den ersten Winter ihres Lebens.

  1. Wie werden die Igel während der Zeit, wo sie aufgenommen sind, untergebracht?

Die Tiere brauchen ein ausbruchssicheres Gehege mit mindestens 80 cm x 80 cm x 50 cm und einem sicheren Deckel. Der Igel darf sich weder unten Herausgraben können, noch darf er oben hinausklettern können. Leider sind Igel Ausbrecherkönige… Im Gehege muss ein kleineres Schlafhaus sein, das man auch nicht bewegen oder reinigen darf, damit der Igel es als Schlafplatz akzeptiert. Außerdem sauberes Laub und Stroh, was er dann selbst nach Bedarf in sein Schlafhaus bringt. Vor dem Schlafhaus muss regelmäßig gereinigt werden. Ich bin also Putzfrau im Igelhaushalt….

  1. Haben die Igel Namen?

Na klar. Eigentlich hatte ich mir schon überlegt, ihn Piekseldi zu nennen, aber die Dame von den Stachelnasen stellte mir mein Tier als IGA vor. Na, dann also IGA… Frau Deusers Igel heißt Thea.

  1. Was wird gemacht, um die Igel wieder auf die Beine zu bringen?

Manche Dinge können nur die Damen in der Station machen. Dort wird der Igel erst einmal gewogen, äußerlich gesäubert (zwischen den Stacheln leben immer Insekten), entwurmt, eventuelle Wunden versorgt, usw. Dann wird der Kot unter dem Mikroskop angesehen. Medikamente darf nur ein auf Wildtiere spezialisierter Tierarzt geben. Dann bekommen sie gutes Futter und werden regelmäßig kontrolliert, bis man denkt, jetzt kann auch ein tierlieber Mensch die Pflege und Fütterung übernehmen.

  1. Werden die Tiere voneinander getrennt oder zusammengehalten? (wenn es mehrere sind)

Tatsächlich sind Igel eher Einzelgänger. Didi, der sich um alle möglichen Wildtiere kümmert, wollte einmal eine Mädels-WG machen, aber die Igelmädels vertrugen sich gar nicht. Er musste sie trennen, damit sie zur Ruhe kommen.

  1. Wo wurden bisher die meisten Igel gefunden?

Häufig findet man Igel nachts in Gärten, wo sie manchmal verzweifelt versuchen, irgendwo durch die Zäune zu kommen. Deshalb Schlupflöcher oder Schlupfrohre anbieten. Normalerweise lässt man Igel einfach gewähren. Nur wenn sie verwundet sind oder im Oktober noch sehr klein, dann fängt man sie und kontaktiert die Station.

  1. Wie muss man das Tier behandeln und was muss dabei beachtet werden?

Igel sind natürlich – wie alle Wildtiere – mit Respekt zu behandeln. Man fängt sie nicht unnötig ein, aber man hilft, wo ein Tier in Not ist. Und immer jemanden, der kompetent ist, fragen. Für Igel sind es die Stachelnasen in Obernburg, für andere Wildtiere der Wildtierzoo in Offenbach (besonders gut für Eichhörnchen) oder die Wildtierhilfe in Gelnhausen.

  1. In welcher Zeit muss man sie einfangen und wann aussetzen?

Eigentlich fängt man sie nur, wenn sie verletzt sind oder für den Winter noch zu klein, also weniger als 600g im Oktober. Ausgebildet werden sie, wenn sie im März etwa aufwachen. Dann bringt man sie in einen naturnahen Garten weit weg von Straßen. Man kann dann probieren, sie zu füttern, manche Igel kommen immer wieder, andere ziehen ihrer Wege. Das entscheidet das Tier. 🙂

Dieses Interview wurde durchgeführt von der Buschpost, Ihrer Schülerzeitung